Brauereigeschichte

der Stadt Kitzingen

 

alte Bierdeckel aus Kitzingen gibt es hier

 

Eigentlich ist Kitzingen, wie alle größeren Orte in Unterfranken, Weinstadt. Trotzdem war es über fast 200 Jahre auch eine wichtige Bierstadt, obwohl die Stadt Würzburg bis 1793 eine Brautätigkeit zum Schutz des ortsansässigen Weinbaus verhindern konnte. Aus dem zunächst städtischen Brauhaus gingen 1807 die zwei großen Brauereien Kleinschroth und Ehemann, später Bürgerbräu hervor.

Berühmt wurde Thomas Ehemann, der ein bis heute nicht genau bekanntes Verfahren erfunden hatte, das eine lange Haltbarkeit des Bieres gewährleistete. Damit war es ihm bereits ab 1820 möglich, Bier über weite Strecken zu exportieren. Die Ehemann-Brauerei firmierte zu Recht unter dem Namen „Älteste Bayerische Exportbier-Brauerei“. Im Jahr 1842 lag Kitzingen im Export-Bierausstoß mit etwa 11 000 hl an erster Stelle in Bayern, noch vor Nürnberg, Kulmbach, Hof, Erlangen und München. Um die Nachfrage nach seinem Bier befriedigen zu können, arbeitete die Ehemann-Brauerei sehr eng mit der Bergbräu Repperndorf und der Hirsch-Bräu Rottendorf zusammen. Sogar in Köln baute Ehemann 1850 eine eigene Zweigbrauerei auf, aus der später die „Coeln-Niedermendiger-Actien-Brauerei“ hervorging.

 

Um 1900 existierten in Kitzingen diese 8 Brauereien:

 

1. Ehemann-Brauerei

2. Brauerei Kleinschroth

3. Brauerei Wolfgang Thauer

4. Brauerei Gassner

5. Brauhaus Kitzingen (Georg Sammeth)

6. Brauerei Heyd & Scheuernstuhl

7. Bergbräu Repperndorf

8. Brauerei Hohenfeld

 

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Nach der Jahrhunderwende setzten dann erste größere Veränderungen im Kitzinger Brauwesen ein:

 

1904 stellte Julius Nareike im Stadtteil Hohenfeld den Braubetrieb ein und bezog fortan Bier von Kesselring aus Marktsteft. Im selben Jahr erwarb Carl Lang aus Dinkelsbühl die Brauerei von Wolfgang Thauer.

1905 ging die Ehemann-Bräu GmbH in Konkurs und wurde von einem Gläubiger, Heinrich Rockstroh aus Marktredwitz 1906 als „Bürgerbräu Kitzingen, früher Ehemann-Bräu, GmbH“ neu gegründet. 1909 übernahm Heinrich Rockstroh alle Anteile der Bürgerbräu und fungierte fortan als alleiniger Inhaber der Bürgerbräu.

1912 verkaufte die Dampfbrauerei Gottfried Gassner ihr Kontingent an die aufstrebende Bürgerbräu.

1917 gab Paul Silbermann nach Rückkehr aus dem Krieg die Bergbäu in Repperndorf auf und verkaufte an Heyd & Scheuernstuhl.

1931 vereinbarte das Brauhaus Kitzingen Henning & Dr. Kraft eine Fusion mit der Würzburger Hofbräu und firmierte bereits ab 1934 unter „Würzburger Hofbräu“. Die Brauereianlagen wurden 1945 durch einen Bombenangriff zerstört und nicht mehr aufgebaut.

 

Somit verblieben nach Ende des zweiten Weltkrieges:

 

1. Bürgerbräu

2. Brauerei Kleinschroth

3. Brauerei Carl Lang

4. Brauerei Heyd & Scheuernstuhl

 

Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts gaben alle vier Brauereien auf und verschwanden fast vollständig aus dem Stadtbild. So wie sich die Stadt Kitzingen bis 1793 schwer getan hatte, Brauereien zu etablieren, so gründlich und unsensibel wurden fast alle Erinnerungen an das Brauwesen aus dem Stadtbild wieder getilgt:

 

1962 schloss Carl Lang seine Brauerei, die Gebäude wurden durch einen Neubau der Sparkasse ersetzt

1981 gab die Brauerei Heyd & Scheuernstuhl auf, nachdem die Erbengemeinschaft nicht bereit war, teure Investitionen zu tätigen. Das Brauhaus Schweinfurt nutzte das Gelände noch eine Zeit lang als Getränkedepot. 1988 wurden die imposanten Gebäude abgebrochen und mit einer 08/15 Drive-in-Anlage einer amerikanischen Fastfood-Kette überbaut.

1985 beugte sich auch die Brauerei Kleinschroth dem Konkurrenzdruck und verkaufte an Reichelbräu Kulmbach. Die Betriebsgebäude sind teilweise abgebrochen und das ehemalige Betriebsgelände wird nun dreiseitig von modernen Straßen-Tangenten dominiert.  

1998 gab schließlich die letzte Kitzinger Brauerei Bürgerbräu auf, weil sie dem anhaltenden Konkurrenzdruck nicht standhalten konnte und verkaufte an Mönchshof Kulmbach.

 

Im Sommer 2016 fand eine Ausstellung zur Kitzinger Brautradition im Kitzinger Rathaus statt. Ein speziell dafür eingebrauter "Kitzinger Narren-Bock" wurde von der Sternbräu Albertshofen hergestellt. In der Stadt Kitzingen gibt es ja seit 1998 keine einzige Braustätte mehr!

 

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Die Informationen und Bilder wurden zum großen Teil dem Buch "Hopfen+Malz, Kitzinger Brautradition" von KD Christof und Renate Haass (multiculture-artsnetwork, 2016) entnommen.

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