Brauereigeschichte

der Stadt Erlangen

 

alte Bierdeckel der Stadt Erlangen gibt es hier

 

Die heutige Universitätsstadt Erlangen, quasi ein kleines Stück "Preußen" mitten in Franken, hat eine lange Bier- und Brautradition. Eine wichtige Grundlage für das florierende Geschäft mit dem Gerstensaft war die Anlage von temperatursicheren Kellern an Burgberg, was die Stadt von Bierimporten aus dem Umland während der Sommermonate unabhängig machte. Entwickelt hat sich daraus die weithin bekannte "Erlanger Bergkirchweih".

 

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Mit dem Bau der Eisenbahnlinie München-Nürnberg-Leipzig-Berlin ab 1844 entwickelte sich Erlangen zu einer der führenden Städte Deutschland was den Bier-Export betraf und einige Brauereien der Stadt erlebten einen rasanten Aufschwung. Um 1870 zählte die Stadt 17 Brauereien, davon 4 große: Henninger, Reif, Niclas und Erich.

 

DIe Möglichkeiten des Bier-Exports wurden natürlich auch von der großen Biermetropolen München, Nürnberg oder Kulmbach erkannt und Erlanger Bier sah sich zunehmend Konkurrenz ausgesetzt. Der Rückgang des Exportgeschäftes führte zu einem Verdrängungs- und Konzentrationsprozess in Erlangen:

Bereits um 1875 gab Bußbacher den Betrieb auf, 1882 Hartmann, 1890 Hertlein, 1899 Holzberger und 1900 Zimmermann seine erst 1895 gegründete Brauerei zur Goldenen Harfe. Nach der Jahrhundertwende folgten Fischer im Jahr 1902, sowie Ammon und Weller 1911. 1905 fusionierte die Brauerei Reif mit Henninger und 1910 die Brauerei Stahl mit Niklas. Somit waren zu Beginn des Ersten Weltkrieges 8 Brauereien übrig geblieben:

 

1. Franz Erich

2. Erlwein & Schultheiss

3. Erste Erlanger Aktienbrauerei, vormals Carl Niklas

4. Henninger-Reifbräu AG

5. Konrad Hübner

6. Marie Kitzmann

7. Konrad Ott

8. Brauerei Steinbach

 

Einen weiteren tiefen Einschnitt in die Erlanger Brauereilandschaft hinterließ die Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg bis Anfang der 1920er Jahre:

 

1918 verkaufte Anna Ott ihr Braukontingent an Tucher Nürnberg

1919 wurde Niklas von Henninger-Reif übernommen und beide Braustätten wurden stillgelegt.

1919 wurde Erlwein & Schultheiss ein Zweigbetrieb der Bamberger Hofbräu,

1923 wurden Hübner und Steinbach vom Brauhaus Nürnberg übernommen und in Mälzereien umgewandelt.

 

Es blieben 4 Brauereien:

 

1. Erich-Bräu

2. Henninger-Reifbräu

3. Hofbräu Erlangen und Bamberg

4. Brauerei Kitzmann

 

1936 kam es zu einem Brand in der Sudstätte der Hofbräu Erlangen und der Standort Erlangen wurde aufgegeben.

 

Anfang der 1970er Jahre wurden die Brauereien Erich und Henninger-Reif von der Patrizier-Bräu AG übernommen und mussten 1974 (Henninger-Reif) bzw. 1975 (Erich) endgültig den eigenen Braubetrieb einstellen.

 

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Die Privatbrauerei Kitzmann war nun die einzige verbliebene Brauerei in Erlangen bis zum Jahr 1995, bevor Christoph Gewalt, ein Ururenkel von Carl Steinbach, die 1923 geschlossene Steinbach-Bräu wiederbelebte.

 

Seit 2018 ist nun auch die Brauerei Kitzmann geschlossen, dafür gibt es einige neue Brauprojekte:

 

Hofbräu Oberle, seit 2018

Krapp-Bräu, seit 2020

Weller-Bräu in der Thalermühle, im Aufbau

 

 

Sonstiges: Im Stadtteil Frauenaurach gab es mit der Klosterbrauerei Frauenaurach eine relativ große und florierende Brauerei, die aufgrund der Weltwirtschaftskrise zusammen mit Steinbach und Hübner 1923 ihr Braukontingent an das Brauhaus Nürnberg verkaufte und in eine Mälzerei umgewandelt wurde, die bis heute als Klostermalz Frauenaurach weiter existiert.

 

Die Informationen wurden zum Teil dem Buch "...ein Erlanger, bitte!" von Jochen Buchelt, Hans-Diether Dörfler, Martin Schieber (Verlag Junge & Sohn, 2000) entnommen. 

 

 

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